Die Parkvilla wurde 1909/1910 nach Plänen von Ludwig Bernoully als Teil einer Gartenstadt Kolonie erbaut.
Die Villenkolonie steht in ihrer Gesamtanlage für die Annäherung an den Typus des Englischen Landhauses, der in Deutschland um die Jahrhundertwende vor allem durch den Architekten Hermann Muthesius bekannt wurde.
Nach dem ersten Weltkrieg erschien den damaligen Besitzern die klassizistische Bürgervilla nicht mehr repräsentativ genug und sie ließen das Haus durch ein barockisierendes Eingangsbauwerk und zwei symmetrische Flügelanbauten erweitern. Interessanterweise wurden im Innenausbau neben den barocken Elementen ebenfalls die damaligen bauzeitlichen Elemente des Art Déco und des Jugendstils verwendet. Es folgte eine wechselhafte Nutzungsgeschichte mit nicht durchgängig geglückten Umbaumaßnahmen.
Bei der beauftragten Gesamtsanierung galt es, die Landesdenkmalbehörde mit einem schlüssigen Konzept zu überzeugen und das Bauwerk wieder zu einer stimmigen Einheit werden zu lassen.
Ergebnis dieses Abstimmungsprozesses waren zum einen Maßnahmen zum Erhalt und teilweisen Rekonstruktion historischer Bauelemente, wie z.B. das Kreuzrippengewölbe und die Kalksteinbeläge im Entrée. Erfreulicherweise aber auch ein neues Erschließungskonzept mit großzügigen Raumbezügen, raumhohen vierflügeligen Holz-Glas-Elementen und der unauffälligen Integration eines Personenaufzuges. Besonderer Bedeutung kommt im Inneren der in Zusammenarbeit mit der Landesdenkmalpflege neukonzipierten Treppenanlage zu. Durch die Treppenführung vom kreisrunden Treppenauge im Untergeschoss und dessen Aufweitung zur Elypse in den Obergeschossen werden historische Vorbilder zitiert und mit moderner Linienführung spielerisch verbunden.
Die bauzeitlichen Fenster der repräsentativen Schaufassade wurden alle erhalten, aufgearbeitet und bauphysikalisch sowie energetisch ergänzt. Die übrigen Fenster aus den unterschiedlichen Sanierungsphasen wurden in Abstimmung mit der Denkmalpflege in Anlehnung an den Bestand erneuert. Das Ergebnis ist ein geschlossenes harmonisches Bild der Befensterung bei gleichzeitiger Erfüllung aller energetischen und sicherheitstechnischen Anforderungen.
Ein wesentlicher Aspekt für die Behaglichkeit des Altbaus und die Kriterien der Baubiologie stellt der Einbau einer 10 cm starken offenporigen Kalkputzinnendämmung dar. Diese wird durch die angenehme Wärmeverteilung einer Fußbodenheizung in allen Geschossen ergänzt.
Der Innenausbau ist in schlichter Linienführung gehalten, der Kalkdämmputz der Wände wurde mit eingefärbter marokkanischer Tadelakt-Spachteltechnik ausgeführt, die Wände im Nassbereich sind in feingeädertem, spanischem Marmor ausgeschlagen.
B.A.S. Dipl. Ing. Peter Begon
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